Reflexive Surface für Kammerensemble und Schlagzeug (1996)
Die Entstehung der Musik „Reflexive Surface” geht auf einen gleichnamigen Videofilm zurück, in dem ich Spiegelungen und Lichtreflexe auf der Wasseroberfläche eines Teiches zu einer Folge statisch-abstrakter Gegenlichtaufnahmen arrangierte. Es ging mir dabei - und vor allem in der nachträglich dazu komponierten Musik - nicht um „Wasserspiele” im impressionistischen Sinne, um Lichterscheinungen bewegten, fließenden Wassers - wie etwa in der Musik Debussys oder Ravels - , sondern um das Vexierspiel räumlicher Ebenen und Spiegelungen auf der Oberfläche eines stehenden Gewässers, um die Wechselwirkungen von Oberflächenstrukturen und reflektiertem Licht, um das zeitweise Verschwimmen der Ebenen, wie z.B. bei leiser Bewegung der Wasseroberfläche durch plötzlichen Luftzug oder herabfallende Blätter. Die Musik zeichnet atmosphärisch die Bildsequenzen des Films nach, reagiert seismografisch auf jedes Kräuseln der Wasseroberfläche und überlässt sich vor allem auch den Momenten von Stille und Bewegungslosigkeit, den Reflexen von Dunst und flimmernder Luft.
Dabei ergeben sich korrespondierende musikalische Strukturen, wie z.B. um zentrale Spiegelachsen gruppierte figurative Elemente, langgezogene Klangflächen, die in scheinbar endlosem Strom langsam dahingleiten und wieder zum Stillstand kommen. Lediglich im letzten Drittel des Stücks wird durch einen plötzlichen Schlag (ein ins Wasser fallender Ast etc.) eine konzentrische Wellenbewegung ausgelöst, die einen Moment lang Unruhe in die fast regungslosen Wasserflächen bringt.
Die Besetzung des Ensembles besteht aus Flöte, Klarinette, Fagott, Posaune, Violine, Viola und Violoncello, dazu Glockenspiel, Vibraphon, Celesta, Becken, Große Trommel und Gong.
Thomas Lefeldt 1999
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