Frédéric Chopin (1810 - 1849)
Barcarolle Fis-Dur op.60 (1845/46) | 07:52 |
Barcarolle op.60 Die Barcarolle von Chopin gehört neben der häufiger gespielten Polonaise-Fantaisie op.61 zu den bedeutenden Einzelstücken im Spätwerk des Komponisten. Die oftmals in Terzen und Sexten geführte Melodik, die an italienisches Belcanto erinnert, und der wiegende Rhythmus des (zweigeteilten) Zwölfachteltaktes entsprechen zunächst völlig dem in dieser Zeit beliebten Genre des Gondelliedes, doch erweist sich der Klaviersatz als außerordentlich kompakt und reich an harmonischen Differenzierungen; weitgriffige Akkorde, Triller (Terzentriller) und durch Oktavengänge verstärkte Bassbewegungen führen nach und nach zu großer Klangfülle und orchestralen Steigerungsmomenten. Bereits die drei, frei auf der Dominante einleitenden Takte in ihrer großflächigen Anlage lassen die Vorwegnahme geradezu impressionistischer Stilmittel ahnen, die auch andere Abschnitte des Stückes kennzeichnen. Neben der einstimmigen Barkarolenfigur der linken Hand, die auf die Eröffnung folgt und über der zwei Takte später das Hauptthema in seiner schwebenden melodischen Gestalt einsetzt, sind es im Mittelteil ostinatoähnliche Bassfiguren, die die Entwicklung ständig vorantreiben und in einen zweiten melodischen Hauptgedanken einmünden. Ein sich anschließender, frei improvisatorischer Überleitungsteil, dessen zarte, impressionistische Klangfarben an ein Nocturne erinnern, bereitet den Wiedereintritt des Hauptthemas vor. In der Reprise wächst es zu expansiver Größe an und leitet in das zu gewaltigem Überschwang gesteigerte 2. Hauptthema über. Den Schluss bildet eine in dissonant-chromatischen Klangzusammenballungen gipfelnde Coda (über einem schier endlosen Orgelpunkt Fis), die die Musik allmählich wieder zur Ruhe kommen und von arabeskenhaftem Figurenwerk umrahmt ausklingen lässt. Thomas Lefeldt 01/2000 |