Antonin Dvořák (1841 - 1904)
Klavierquintett A-Dur op.81 (1887) Bearbeitung für Klavier vierhändig (© TL 2000) | |||
I. | Allegro, ma non tanto | 10:15 | II. | Dumka - Andante con moto | 12:40 | III. | Scherzo (Furiant) - Molto vivace | 04:12 | IV. | Finale - Allegro | 07:30 |
KLAVIERQUINTETT A-DUR OP.81 Vorliegende vierhändige Klavierfassung ist in erster Linie für den eigenen Gebrauch vorgesehen und basiert auf der Grundlage einer klaviergerechten Einrichtung des Notentextes. Der orchestralen Wirkung des ersten Satzes und dem vom Streichermelos geprägten Stimmungsgehalt des zweiten sind auf dem Klavier naturgemäß Grenzen gesetzt, doch ergab die Transkription des dritten und vierten Satzes ausgesprochen pianistische Wirkungen. Als vorteilhaft für die Übertragung insgesamt erwies sich Dvořáks sparsame und differenzierte Klavierbehandlung, mit der er sowohl seinen eigenen, eher bescheidenen pianistischen Fähigkeiten als auch dem Streben nach einem ausgewogenen Klangbild Rechnung trug. Daher fehlt diesem Stück ganz und gar die auftrumpfende Pose spätromantischer Klavierkammermusik, vielmehr übernimmt der Klavierpart weitgehend die Aufgaben einer gleichberechtigten Stimme innerhalb des Streicherensembles, woraus über weite Strecken eine sogar einstimmige bzw. unisono-Führung der Klavierstimme resultiert. Das Klavierquintett A-Dur op.81 gehört zu Dvořáks berühmtesten Kammermusikwerken, seine - fast wörtlich zu nehmende - Volkstümlichkeit wird nur noch vom „Dumky-Trio” op.90 übertroffen. Es entstand in einer von glücklichen Lebensumständen geprägten Phase ungebrochener Schaffensfreude, die in allen vier Sätzen unmittelbar spürbar wird. Insbesondere die Verarbeitungen tschechischer Liedmelodik und Tanzrhythmen verleihen dem Stück seine vitale Ursprünglichkeit und Frische, aber auch die Klarheit der Linienführung und die formale Ausgewogenheit trugen nachhaltig zur großen Beliebtheit dieses Werkes bei und sicherten ihm einen festen Platz unter den kammermusikalischen Meisterwerken des 19. Jahrhunderts. Der 1. Satz ist ein groß angelegter Sonatenhauptsatz, dessen kontrastierende Formteile sehr klar voneinander abgegrenzt sind. Das Hauptthema, eine in zart wiegende Klavierklänge gehüllte lichte Cellokantilene, gehört gewiss zu Dvořáks genialsten Eingebungen, doch stehen das ernster getönte Seitenthema wie auch die übrige Verarbeitung des Themenmaterials auf gleicher Höhe der Erfindungskraft. Eine energische Durchführung, die beide Themen zur Verarbeitung bringt sowie eine unaufhaltsam beschleunigte Schlussstretta steigern diesen Satz zu geradezu symphonischen Ausmaßen. Über den Ursprung und die Herkunft der „Dumka” (2. Satz) aus dem Umkreis der slawischen bzw. polnisch-ukrainischen Volksmusik, die ländlich-volkstümliche Verse und Heldenmärchen zum Inhalt hatte, herrscht bis heute Unklarheit. Sicher ist lediglich, dass Dvořák ihre formal-musikalische Gestalt nachhaltig prägte, indem er ihr eine melancholische Grundstimmung und den Charakter miteinander im Tempo kontrastierender Formteile verlieh und damit nicht zuletzt kraft seines eigenen musikalischen Erfindungsreichtums zu großer Popularität verhalf. Die Dumka des Klavierquintetts besteht im wesentlichen aus mehrfach wiederholten, liedhaften Themenabschnitten und einem schnellen, zentralen Mittelsatz, der zu dem in reizvollem Stimmungswechsel von Moll und Dur gehaltenen ruhigen Hauptteil mit seiner wehmütigen Melodik in hartem Kontrast steht. Der 3. Satz ist eine Mischung aus tschechischem Walzer (Valcik) und Furiant, dessen charakteristische Taktwechsel hier allerdings fehlen. Die übermütige Laune, nur durch einen gesanglichen Trio-Mittelteil vorübergehend gebändigt, findet dann im fröhlichen Kehraus des finalen 4. Satzes seine Fortsetzung und nochmalige Steigerung. Es handelt sich wiederum um eine ausgedehnte Sonatenhauptsatzform, die dem Stück das nötige Gegengewicht zum ersten Satz verleiht. Den spielerisch ausgelassenen Einfällen des Themenmaterials und dem hinreißenden Schwung dieser Musik steht eine äußerst kunstvoll durchgearbeitete Satzstruktur gegenüber, die u.a. in einem fugatoartigen Durchführungsteil gipfelt. Thomas Lefeldt 04/2000 |